Stolpersteine erinnern an Nazi-Opfer
28.08.2013Stolpersteine erinnern an Nazi-Opfer
Bei einer erneuten Verlegung von weiteren 18 Stolpersteinen durch den Deutsch-Israelischen Freundeskreis Neuwied wurde u.a. der Familie Wolf und Mathilde Meyer aus Heddesdorf und des Ehepaars Dr. Moritz und Hilde Weinberg aus der Engerser Landstraße gedacht. Dr. jur. Moritz Weinberg (Jg. 1888) war Landgerichtsrat in Neuwied, seine Frau Hilde (Jg. 1902) war eine geborene Eschelbacher vom Kaufhaus in der Mittelstraße. Beide wurden 1943 nach Theresienstadt deportiert und im Oktober 1944 in Auschwitz ermordet.
Die Familie Meyer war eine jüdische Schaustellerfamilie, die mit ihrem Karussell auf der Flucht vor den Nazis durch ganz Deutschland zog. Wolf Meyer (Jg. 1871) und seine Frau Mathilde (Jg.1873) wurden 1942 nach Theresienstadt deportiert; Wolf Meyer wurde 1944 in Auschwitz und Mathilde Meyer 1942 in Theresienstadt ermordet.
Die Tochter Frieda Wilp, geb. Meyer, und ihr Ehemann Herbert flohen in die Niederlande, wurden aber 1943 von Westerbork nach Auschwitz deportiert und dort 1943 ermordet. Die jüngere Tochter Rosa ist verschollen. Der Sohn Julius Meyer heiratete 1920 die Kölner „Arierin“ Agnes Klauer, die als „Karussell-Agnes“ nicht zuletzt in einem Romanfragment des Schriftstellers Friedrich Wolf in ganz Deutschland bekannt wurde, weil sie durch Mut, Tatkraft und geschicktes Taktieren einen Teil ihrer Familie retten konnte und so den ehrenvollen Titel „Mutter Courage vom Rhein“ erhielt. Sie wurde nach dem Krieg mit der Verdienstmedaille des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.
Besuch aus Drom Hasharon zum Partnerschafts-Jubiläum April / Mai 2013
06.05.2013Besuch aus Drom Hasharon zum Partnerschafts-Jubiläum April / Mai 2013
25 Jahre Städtepartnerschaft Drom Hasharon - Neuwied galt es zu feiern. Unter den israelischen Gästen war auch der Bürgermeister von Drom Hasharon, Dr. Moti Delgo, zur Festveranstaltung angereist. In seiner Ansprache betonte er, dass Deutschland heute mutig und aufrecht mit dem dunkelsten Kapitel seiner Geschichte umgehe und die Hand zum Frieden ausstrecke.
Ähnlich betonte Neuwieds Oberbürgermeister Nikolaus Roth, sein Wunsch sei es, dass die Besucher sich als Freunde in Deutschland angenommen fühlten. Gerd Anhäuser, stellvertretender Vorsitzender des DIF regte an, den Jugendaustausch zwischen den beiden Partnerstädten wieder mit neuem Leben zu erfüllen.
Gedenkstunde zum 74. Jahrestag der Pogromnacht
10.11.2012Gedenkstunde zum 74. Jahrestag der Pogromnacht
Auch in diesem Jahr fand am 9.November um 11.00 Uhr die gemeinsame Gedenkstunde von DIF und der Stadt Neuwied zum Jahrestag der Pogromnacht in der Synagogengasse statt.
Der DIF-Vorsitzende, Pfarrer Werner Zupp, begrüßte die deutlich mehr als hundert Anwesenden - Erwachsene wie Jugendliche - und verlas im Laufe der Veranstaltung Namen ermordeter Neuwieder Juden. Für die Stadt Neuwied sprach der Beigeordnete Jürgen Moritz. „Der Weg in die Zukunft führt nur über die Erinnerung“. Mit diesen Worten mahnte er zur Wachsamkeit gegenüber den Problemen auch in unserer Gesellschaft, in der nur die Starken gewinnen und den Mitmenschen zu wenig Achtung entgegengebracht werde. Anschließend legten Schülerinnen und Schüler der IGS Neuwied Kränze am Mahnmal nieder, nachdem sie Zeugnisse gequälter jüdischer Kinder und Jugendlicher vorgelesen hatten.
Den Abschluss bildete das jüdische Totengebet „Kaddisch“, vorgetragen von Kantor Dr. Jürgen Ries von der Jüdischen Gemeinde Neuwied-Mittelrhein.
"Realität wesentlich schlimmer" - Nazi-Lager waren allgegenwärtig
28.04.2013"Realität wesentlich schlimmer - Nazi-Lager waren allgegenwärtig"
Das Ergebnis einer neuen Studie überrascht selbst die Forscher: Das Netz nationalsozialistischer Vernichtungslager, Ghettos und KZs war weit dichter als bislang bekannt. Die Orte des Terrors waren allgegenwärtig, die Deutschen müssen davon gewusst haben, so die Historiker.
Der Historiker Geoffrey Megargee leitet ein Projekt im Auftrag des Washingtoner Holocaust Memorial Museum, dessen Ziel die Erfassung aller Orte von Nazi-Gewalt zwischen 1933 und 1944 ist. Die gemeinsame Erfassung von Lagern und Ghettos lieferten wesentlich höhere Zahlen als bislang angenommen. Die Studie soll bis 2025 in sieben Bänden herausgegeben werden
Solidarität, aber auch Kritik an Politik Israels
04.07.2012Solidarität, aber auch Kritik an der Politik Israels
Im Interview mit der Rhein-Zeitung Neuwied spricht der neue Vorsitzende des Deutsch-Israelischen Freundeskreises, Pfarrer Werner Zupp, über den gegenwärtigen Stand der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel. Angesichts unserer Vergangenheit fühle er als evangelischer Theologe eine Mitverantwortung für die Aufrechterhaltung des jüdisch-christlichen Dialogs, sowie für die Beschäftigung mit den Fragen des Verhältnisses zwischen den beiden Völkern.
Mit Blick auf das Geschichtsbewusstsein der heutigen Jugendlichen zu den Geschehnissen während der Nazizeit äußert sich Zupp zuversichtlich. Nach seiner Beobachtung sind die Jugendlichen durchaus in der Lage unter sachbezogener und engagierter Anleitung aus der Empathie für die Opfer Verantwortung für ihre Gegenwart und Zukunft herzuleiten. Toleranz und Eintreten für die Rechte des Einzelnen müssten aber immer wieder neu erkämpft werden.
Zupp sieht die Annäherung zwischen Deutschland und Israel auf einem guten Weg, sowohl theologisch als auch politisch. Hier sei bereits eine gewisse Normalität erreicht worden. Zupp bekennt sich zur existenzsichernden Solidarität und Freundschaft mit Israel, was jedoch die kritische Auseinandersetzung mit den Entscheidungen der gegenwärtigen Regierung nicht ausschließe.